Längst ist bekannt, dass die Priorität bei Instagram nicht mehr bei Fotos liegt. Und seit längerem haben Nutzer:innen nun verstärkt das Gefühl, dass sie hauptsächlich algorithmisch empfohlene Inhalte, insbesondere Reels, von Accounts sehen, denen sie nicht folgen. Man spricht von TikTokification, denn auch Facebook kommt mit neuen Funktionen daher, die stark an die, vom Algorithmus vorgeschlagenen, kurzen Reels von TikTok erinnern. Mehr dazu im Beitrag.

Viele Instagram-Nutzende und Prominente haben sich die vergangene Woche über Instagram beschwert, dass ihre Feeds mit irrelevanten Vorschlägen sehr übersättigt sind. Sogar die Petition „Make Instagram great again“, welche Ende Juli in Instagram viral ging, erhielt großen Zuspruch. Die schnelle Abfolge von neuen Funktionen und Tests der App hat jedoch bei den treuesten  Instagram-Nutzenden die Frage aufgeworfen, ob Instagram überhaupt noch weiß, wofür es gut ist.

Instagram: Fokus auf Reels

Instagram geht nun in die Offensive und legt seinen Fokus verstärkt auf Reels. So wurde angekündigt, dass alle Videos, die kürzer als 15 Minuten sind, automatisch als Reels geteilt werden – ein TikTok-ähnliches Vollbildvideoformat, das im Haupt-Feed angezeigt wird – und nicht mehr als normale Videobeiträge. Das würde nicht nur die Darstellung für Freunde und Follower ändern, sondern auch dafür sorgen, dass sie bei einem öffentlichen Konto zufälligen Nutzern, die dir nicht folgen, in ihren Feeds empfohlen werden können.

Das alles kommt zu dem Zeitpunkt, an dem Instagram ankündigte, einen TikTok-ähnlichen Vollbild-Feed zu testen. Bereits letzten Jahres versuchte Instagram mit TikTok bezüglich der Reels Schritt zu halten: Die Instagram-Remix-Funktion. Mit Remix können Nutzer in ihrem Reel auf ein anderes Reel reagieren – eine sogenannte side-to-side-Reaktion. Das Remix-Feature ist eine Funktion, die viele Ähnlichkeiten mit der beliebten TikTok-Duett Funktion aufweist.

Facebook ändert den Feed

Meta updated ebenfalls den Facebook Feed, um mehr wie TikTok zu werden. Facebook hat den Feed angepasst, indem Nutzer zwei getrennte Bereiche haben. Der erste Bereich “Feeds” soll es ermöglichen, Beiträge von Freunden, Familien und Gruppen zu sehen. Nutzende haben auch die Möglichkeit eine Favoritenliste zu erstellen, indem sie Personen auswählen, deren Beiträge priorisiert erscheinen sollen. Empfohlene Inhalte, die u.a. vom Algorithmus vorgeschlagen werden, sollen dort nicht vorkommen.

Dafür hat Facebook einen weiteren Feed gelaunched: der Home-Tab. Dort werden vom Algorithmus verstärkt Inhalte und Videos angezeigt, die Nutzenden gefallen könnten, den Profilen dieser Inhalte jedoch nicht folgen.

Instagram-Statement

Instagram Chef und ehemaliger Facebook Manager Adam Mosseri teilte darauf hin ein Statement, in dem er die Updates von Instagram erklärt und rechtfertigt.

Demnach versicherte er, dass die Updates aktuell noch getestet werden, was der Grund ist, warum die Feeds ungeordnet erscheinen und mehr empfohlene Inhalte als Inhalte von verknüpften Kontakten im Feed erscheinen.

So meinte Mosseri, dass Instagram einen schlechten Job mache, falls Nutzer aktuell Inhalte angezeigt bekommen, an denen sie nicht interessiert seien. Instagram müsse sich verbessern und so versprach er künftige Verbesserung.

Gleichzeitig verteidigte er die neue Empfehlungsfunktion, welche eine effektive und wichtige Möglichkeit sei, Kreativen dabei zu verhelfen mehr Menschen zu erreichen. Darüber hinaus gab Zuckerberg bekannt, dass die Zeit des Anschauen von Reels seit dem letzen Quartal um 30 % gestiegen ist, was ein ausschlaggebendes Argument für Werbetreiben sein soll. Die Ursache für diesen Anstieg könnte jedoch auch daher kommen, dass der Algorithmus immer mehr Reels vorschlägt.

Fazit

Im Raum bleibt die große Warum-Frage. Warum sind Instagram und Facebook so versessen darauf, Reels von Fremden zu zeigen anstatt die Urlaubs-Fotos unserer Freunde? Reels sind der große Geldbringer für Meta! So gab Zuckerberg bekannt, dass Meta mit Reels-Anzeigen jährlich über eine Milliarde Dollar verdient.

Es bleibt weiterhin spannend, welche Richtung Instagram langfristig einschlägt. Aus privater Nutzersicht mögen die neuen Änderungen in der ohnehin schon sehr flüchtigen Informations- und Werbeflut frustrierend erscheinen. Für unsere B2B-Kunden bleibt die Beobachtung dieser Entwicklung ebenfalls spannend, da diese auf die Wahl geeigneter Werbemittel und das Targeting Einfluss nehmen könnte.