Die Herausforderungen in Onlinemeetings: Ein kritischer Blick auf Zoom, Teams & Co.
Zoom- und Teams-Meetings bringen Herausforderungen wie Zoom Fatigue, verminderte nonverbale Kommunikation und erhöhten Stress mit sich. Regelmäßige Pausen und klare Strukturen sind entscheidend.
- Zoom Fatigue als Phänomen unserer Neuzeit
- Die Hürde der nonverbalen Kommunikation
- Erhöhtes Stresslevel durch ständige Vernetzung
- Fehlende Trennung von Privatem und Beruflichem
- Technische Probleme als zusätzliche Herausforderung
- Was ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Online-Meetings?
- Fazit: Zoom & Co. als Fluch und Segen zugleich
In den letzten Jahren haben Onlinemeetings, insbesondere über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams, eine zentrale Rolle im beruflichen und privaten Alltag eingenommen, die nicht mehr wegzudenken ist. Aktuelle Zahlen zur Nutzung von Zoom als wohl bekannteste Plattform für Videokonferenzen zeigen, dass sich die Websitebesuche und Nutzungszahlen in den letzten vier Jahren etwa verzehnfacht haben. Doch trotz ihrer nützlichen Einsatzmöglichkeiten sind Onlinemeetings oftmals Fluch und Segen zugleich. Vor welche technischen, psychologischen und interpersonellen Herausforderungen diese Meetings uns stellen, werden wir in diesem Blogartikel näher behandeln.
Zoom Fatigue als Phänomen unserer Neuzeit
Zoom Fatigue ist ein mittlerweile weit verbreiteter und fest etablierter Begriff in der Psychologie, der durch den rapiden Anstieg von Onlinemeetings in der Coronapandemie große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Der Begriff beschreibt die körperliche und geistige Ermüdung bzw. Erschöpfung, die durch zu viele oder zu lange Onlinemeetings entsteht. Der Auslöser hierfür liegt in der höheren kognitiven Anstrengung, die Videokonferenzen im Vergleich zu anderen Kommunikationswegen wie E‑Mails oder persönliche Gespräche erfordern. Es fällt Betroffenen deshalb besonders schwer, ihre Konzentration dauerhaft aufrecht zu erhalten.
Es gibt mehrere Faktoren, die zu dieser Art des Konzentrationsverlusts führen. Zu den prominentesten Ursachen zählen die verminderte Bild- und Tonqualität, die einem Gespräch im echten Leben nicht gerecht werden. Auch die fehlende Möglichkeit für mentale Pausen zwischen oder in den Sessions sowie die Fesselung an den Computer, die nur wenig bis keinerlei körperliche Aktivität erlaubt, wirken ermüdend auf Individuen. Hinzu kommt der Mangel an nonverbaler Kommunikation, der ebenfalls ein Auslöser für dieses psychologische Phänomen ist.
Die Hürde der nonverbalen Kommunikation
Studien belegen, dass bis zu 70% der zwischenmenschlichen Kommunikation nonverbal erfolgt. Ein kleines Rechteck, in dem man oft nur den Oberkörper in mäßig ausgeleuchteter Umgebung erkennen kann, wird dem Anspruch an eine ganzheitliche Kommunikation leider nicht gerecht. Auch wenn Zoom und Co. durch Emoticons, geteilte Bildschirme und temporäre Kleingruppen versuchen, nonverbale Reize hinzuzufügen und so Intimität, Emotionen und Gemeinschaftlichkeit zu vermitteln, ist die Wirkung dennoch nicht mit der klassischen Face-to-Face-Kommunikation vergleichbar.
Zu den wichtigsten nonverbalen Hinweisen gehören Signale wie Körpersprache und Mimik, die in Onlinemeeting oftmals verloren gehen oder falsch interpretiert werden. Auch der erste Eindruck, der durch äußerliche Aspekte wie Kleidung oder sogar Geruch beeinflusst wird, fällt in Onlinemeetings zum größten Teil weg. All das kann wiederum zu falschen Erwartungen, Kommunikationsproblemen und Missverständnissen innerhalb des Teams führen. Zudem kann es die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration der Teilnehmer:innen in Onlinemeetings erheblich beeinträchtigen.
Erhöhtes Stresslevel durch ständige Vernetzung
Dadurch, dass die Produktionskosten und der Zeitaufwand von alternativen Kommunikationswegen wie dem Schreiben von E‑Mails im Vergleich zu Online-Meetings deutlich höher sind, werden Zoom-Calls häufig als die effizientere und bessere Alternative gewählt. Im Umkehrschluss führt dies jedoch zu einer enormen Terminverdichtung, die in einer Vielzahl an aneinandergereihten Online-Meetings ohne Pausen resultiert. Diese Vielzahl an Meetings ist auch auf die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit zurückzuführen, die das Stresslevel erheblich erhöhen und damit das Risiko für Burnout und andere psychische Gesundheitsprobleme steigern.
Fehlende Trennung von Privatem und Beruflichem
Die permanente Erreichbarkeit stellt bei der Trennung von Privatem und Beruflichen eine große Herausforderung dar. Berufliche Onlinemeetings dringen oft bis in die Abendstunden oder die Freizeit und damit in das Privatleben der Menschen hinein, wodurch Erholung erschwert wird. Außerdem ist die physische Raumtrennung von Arbeit- und Wohnbereich oft nicht gegeben. Der Küchentisch oder das Schlafzimmer dienen gleichzeitig als Büro, was das Abschalten nach Arbeitsschluss zusätzlich erschwert.
Technische Probleme als zusätzliche Herausforderung
Bei aller Aufmerksamkeit auf die psychologischen Aspekte sollten auch die technischen Herausforderungen in diesem Kontext nicht außer Acht gelassen werden.
Onlinemeetings erfordern von ihren Nutzer:innen ein fundiertes Wissen über technischen Dynamiken sowie die verwendete Soft- und Hardware. Es ist deshalb wichtig, dass Nutzer:innen in der Lage sind, technische Probleme eigenverantwortlich und selbstständig zu lösen. Dennoch sind technische Schwierigkeiten selbst mit fundierten IT-Kenntnissen oft unvermeidlich. Häufige Probleme umfassen eine schlechte Internetverbindung, Hardwaredefekte bei Mikrofon oder Kamera sowie Software- und Kompatibilitätsfehler. Solche technischen Hürden können zu Verzögerungen und Verbindungsabbrüche führen, was wiederum Frustration und Stress verursacht. Eine schlechte Audio- und Videoqualität erschwert zudem die Kommunikation erheblich und kann die Effizienz eines Meetings vermindern.
Was ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Online-Meetings?
Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist es gleichermaßen wichtig, den richtigen Umgang mit der neuen Kultur der Onlinemeetings zu erlernen. Hier sind einige Empfehlungen und Tipps, um den Home-Office-Alltag mit zahlreichen Onlinemeetings bestmöglich zu meistern:
- Fördern Sie interpersonelle Nähe: Nutzen Sie die Tools der Plattformen, um Ähnlichkeit zu einem realen Gespräch zu schaffen, z.B. durch Breakout-Räume. Nutzen Sie außerdem die bestehenden Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation. Auch wenn diese eingeschränkt sind, ist es wichtig, aktive Signale zu senden, die vom gegenüber klar gedeutet werden können. Unser Tipp: Verwenden Sie ihren Hintergrund, um Informationen über sich zu teilen. Das bedeutet: Sagen Sie dem verschwommenen Background von Zoom ade, und gestalten Sie, wenn möglich, im Home-Office einen persönlichen Bereich, den Sie mit Büchern oder ähnlichen persönlichen Gegenständen ausschmücken. Auch das ist eine Form der nonverbalen Kommunikation, die es möglich macht, einen guten ersten Eindruck zu vermitteln.
- Sorgen Sie vorab für eine ausreichende technische Ausstattung: Stellen Sie sicher, dass Sie über die notwendige Ausstattung verfügen und informieren Sie sich über die gängigsten technischen Probleme, die auf Sie zukommen könnten. Dies ermöglicht schnelles Handeln bei auftretenden Komplikationen. Unser Tipp: Nehmen Sie an technischen Schulungen teil oder nutzen Sie Supportmöglichkeiten, um ihre Kenntnisse zu vertiefen.
- Effiziente Meeting-Gestaltung: Takten Sie ihre Meetings möglichst kurz und legen Sie vorab eine Struktur fest. Eine gut geplante Agenda und klare Terminzeiten erleichtern die Zeitplanung und verhindern ein unnötiges in-die-Länge-Ziehen von Zoom-Meetings. Unser Tipp: Planen Sie sich im Vorhinein genug Pausen ein, um die Symptome des Zoom Fatigue zu vermindern. Das spart Ihnen und allen Beteiligten wertvolle Zeit und kognitive Kapazitäten.
- Regelmäßige Pausen und feste Offline-Zeiten: Um eine gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten, sollte Sie klare Strukturen und Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit etablieren. Unser Tipp: Schützen Sie sich vor erhöhtem Stress durch ständige Vernetzung, indem Sie bewusst Offline-Zeiten planen.
- Vermeiden Sie unnötige Meetings: Sehen Sie Online-Meetings nicht als einziges Kommunikationsmedium und vermeiden Sie unnötige Meetings. Zoom & Co. sollte nicht isoliert verwendet werden, sondern in eine bestehende Kommunikationslandschaft eingebettet werden, um diese bestmöglich zu ergänzen. Zoom kann die Kommunikation eines Teams enorm unterstützen, dennoch ist nicht jede Kleinigkeit einen Online-Call wert. Unser Tipp: Beschränken Sie sich auf wichtigen Themen und nutzen Sie für weniger wichtige Aspekte andere Kommunikationskanäle.
Fazit: Zoom & Co. als Fluch und Segen zugleich
Obwohl Zoom und Co. die Art der ortsunabhängigen Kommunikation revolutioniert haben, bringen sie auch einige Herausforderungen mit sich, die es zu bewältigen gilt. Regelmäßige Pausen, bewusste Offline-Zeiten und eine klare Trennung von Arbeits- und Privatleben können helfen, die negativen Auswirkungen zu minimieren. Auch technische Vorbereitung, wie das Überprüfen der Geräte und der Internetverbindung vor Meetings, kann entscheidend sein.
Letztlich bleibt es ein Balanceakt, die Vorteile dieser digitalen Werkzeuge zu nutzen und gleichzeitig die psychische Gesundheit zu bewahren. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Online-Meetings trägt zur Effizienz und dem Wohlbefinden aller Beteiligten bei. Wenn dieser Balanceakt gelingt, können die Vorteile überwiegen und die Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden.
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